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Der einzige Weg zum Glück

Greife diesen Gedanken auf, sobald der Tag
anbricht, und denke Tag und Nacht daran: Es gibt
nur einen Weg zum Glück, und der besteht darin,
alles, worauf du keinen Einfluss hast, aufzugeben,
darüber hinaus nichts als deinen Besitz zubetrachten,
alles andere Gott und dem Schicksal zu
überlassen.

Epiktet (+ 135)

 

Diesen Text von Epiktet hatten wir vor einiger Zeit in der Lectio als Grundlage für unser Gerspräch.
Gibt es für Dich etwas in diesem Text, das Dich berührt, oder ärgert oder nachdenklich stimmt? Welcher Teil ist es und was kannst Du uns dazu sagen?

Petra Steiger hat auf diesen Beitrag reagiert.
Petra Steiger

Bevor ich gestern Abend ins Bett ging, habe ich gerade noch den Post gelesen und dachte mir, was soll einen denn daran ärgern oder bemerkenswert berühren oder nachdenklich stimmen. Es ist doch so ein schöner allgemeingültiger gelungener Ausspruch.

Als ich heute Morgen aufwachte war mein erster Gedanke, wie gut ich geschlafen habe und blieb noch genussvoll im Bett liegen. Und dann kam ein Ärger in mir hoch, alles durchdringend und ich erinnerte mich an den Post.

Es sind nicht die Aussagen im Text. Ich erinnerte mich an meinen Gedanken dazu. Die entscheidende Frage für mich ist: Worauf kann ich Einfluss nehmen und worauf habe ich keinen Einfluss. Darauf habe ich für mich keine eindeutige Antwort und das macht mir das Leben sehr schwer.

Mein Ärger bezog sich dann darüber, dass ich mich sehr fremdbestimmt fühle, dass andere Menschen bestimmen worüber ich Einfluss hätte und worauf nicht.

Mir gingen dann heute Morgen einige Situationen im Laufe meines Lebens durch den Kopf. Ich musste aufstehen, um es zu unterbinden, weil es zu schlimm für mich wurde.

Im Moment des Aufstehens merkte ich die große Aufgabe: Der einzige Weg zum Glück besteht darin auch das loszulassen, da ich keinen Einfluss daruf habe. Und damit vor allem das Leid loszulassen, das mir daraus entsteht und meinem Glück im Wege steht.

Petra Steiger hat auf diesen Beitrag reagiert.
Petra Steiger

Hallo,
ich war bei der Lectio dabei und kenne den Text daher schon ein wenig. Ich hatte meine ich erwähnt, dass das Einschlafen jeden Abend ja auch ein sehr großes Vertrauen und Kontrolle abgeben, ein Loslassen, sich der Nacht hingeben, beinhaltet. Der kurze Text beinhaltet wenn ich darüber nachdenke wirklich wichtige Grundpfeiler fürs Leben. Was mir der Text jetzt noch so mitteilt ist: Wir werden nicht gefragt, ob wir geboren werden wollen....wir kommen mit nichts, gehen mit nichts. Alles was wir zwischendrin als unseren Besitz ansehen, ist uns nur für eine bestimmte Zeit überlassen, oder noch schöner ausgedrückt, uns anvertraut. Das wahrzunehmen, tut unheimlich gut, weil es mir zeigt, dass das Wesentliche nicht materiell ist, aber natürlich braucht es auch das im Leben. Was kann ich denn zwischen Geburt und Tod überhaupt beeinflussen und was getrost Gott überlassen? Und was ist Glück?

Liebe Grüße
Petra

Mich erninnert dieser Text an das Gelassenheitgebet, das ihr sicherlich kennt:

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden".

Ich würde sagen, nicht nur die Gelassenheit, sondern auch das Vertrauen. Diese Haltung hat viel mit Vertrauen, Demut und Hingabe zu tun, die ich selbr nicht machen kann, für die ich versuchen kann, mich zu öffnen, mich zu bereiten, empfänglich zu machen.

Dabei merke ich dann auch meine Widerstände, die Versuchung, wenn ich machen, kontrollieren, beeinflussen möchte. Aber dann auch wieder die Leichtigkeit, wenn es mir in kleinen Momenten geschenkt wird zu lassen, zuzulassen, mich zu lassen.

Das erlebe ich dann als ein stilles, tiefes Glücksempfinden.

Alles Liebe,

Felicitas